75 Jahre HWG Zweckverband Hohenloher Wasserversorgungsgruppe 25.02.1938 – 25.02.2013

Gründung und Entwicklung

Vor 75 Jahren, genau am 25. Februar 1938 wurde der Zweckverband

„Hohenloher Wasserversorgungsgruppe“ in Blaufelden im Gasthaus zum Hirsch gegründet.

In einer Zeit größter Wassernot auf der Hohenloher Ebene machte man sich bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts über eine dauernd funktionierende Wasserversorgung Gedanken.

 

Aufgrund der geologischen Verhältnisse vor Ort (Muschelkalkformationen) versickert Regenwasser schnell in die Tiefe und verhindert somit Quellbildungen. Das heißt, eine sichere Wasserversorgung ist eigentlich nur über eine Wasserbeschaffung aus größerer Entfernung möglich. Auf der Alb gab es bereits eine solche Wasserversorgung.

Der damalige Landrat Herr Wilhelm Wöhrle war eifrigster Befürworter einer strukturierten öffentlichen Wasserversorgung. Der Baurat Herr Hermann Kellermann vom damaligen technischen Landesamt Ludwigsburg übernahm hierzu die Planungen. Als gebürtiger Schrozberger kannte er die örtlichen Verhältnisse der Region.

Im Ergebnis stand 1936 eine erste Planung, nach der rund 60 Ortsteile mit 7.500 Einwohnern angeschlossen werden sollten. Trinkwasservorkommen wurden im Quellgebiet Niederrimbach, Gemeinde Creglingen gefunden. Über ein Pumpwerk in Creglingen sollte das Wasser zum höchsten Punkt, einem Haupthochbehälter bei Lindlein gepumpt werden und von dort aus sternförmig an die Ortschaften weitergeleitet werden.

Um die Planungen zu verwirklichen, musste schnellstmöglich ein Zweckverband gegründet werden. In der Gründungsversammlung am 25.02.1938 haben von 26 beteiligten Gemeinden 19 Gemeinden zugestimmt, so dass der Gemeindeverband „Hohenloher Wasserversorgungsgruppe“ zustande kam. Als Verbandsvorsitzender wurde der Gerabronner Bürgermeister Jakob Wiedmann gewählt.

Die Planung wurden schließlich weiter überarbeitet, es kamen immer noch weitere Ortschaften hinzu. Schließlich sollten dann 155 Ortschaften mit 19.500 Einwohnern bedient werden.

Das Grundprinzip der sternförmigen Wasserversorgung über einen Haupthochbehälter am höchsten Punkt des Verbandsgebietes sollte dann auch zur Ausführung kommen. Als Bauleiter wurde der erfahrene Regierungsbaumeister Karl Becker aus Stuttgart bestellt.

Aufgrund des zweiten Weltkrieges konnte das Projekt ab 1939 nicht mehr weiter entwickelt bzw. weiter ausgeführt werden. Erst nach Ende des Krieges konnten die Planungen fortgeführt werden.

Schließlich erfolgte am 24. August 1950 der erste Spatenstich für den Baubeginn der Druckleitung vom Pumpwerk Creglingen zum Wasserturm Lindlein.

Richtfest Pumpwerk Creglingen

In den folgenden Jahren wurden die verschiedenen Leitungen, Wassertürme und Hochbehälter gebaut. Der Neubau des Haupthochbehälters Lindlein mit einem Fassungsvermögen von 2000 cbm ist besonders hervorzuheben. Er wurde 1959 in Betrieb genommen. Der Volksmund nannte ihn auch “Tempel des Wassers”. Es kamen immer weitere Neuanschlüsse bzw. neue Ortschaften hinzu, so dass das Quellwasser in Niederrimbach nicht mehr ausreichte und Zusatzwasser vom Zweckverband Nordostwürttemberg Crailsheim (NOW) bezogen werden musste.

Bau Hauptwasserturm Lindlein

Im Jahr 1976 stellte sich eine extreme Trockenheit ein. Die Quellschüttungen in Niederrimbach gingen enorm zurück. Die extreme Wasserknappheit machte die Ausweisung einer Polizeiverordnung notwendig, die eine sparsame Wassernutzung regelte.

Aufgrund steigender Nitratwerte bzw. Grenzwertüberschreitungen beim Eigenwasser in Creglingen musste in den 80er-Jahren ein zweiter NOW-Anschluss am Pumpwerk Creglingen hergestellt werden. Durch eine Mischung des Eigenwassers mit Bodenseewasser geliefert durch die NOW, konnten die Nitratwerte gesenkt werden. Das Nitratproblem an sich war dadurch nicht behoben, so dass im Bereich der Quellgebiete Wasserschutzzonen ausgewiesen wurden.

In den 90er-Jahren erfolgte die Sanierung und Erweiterung des Wasserwerks Creglingen, ebenso wurde eine neue größer dimensionierte Druckleitung zum Wasserturm Lindlein gebaut. Der Wasserturm Lindlein wurde saniert und daneben ein zusätzlicher Hochbehälter mit einem Fassungsvermögen von 5.000 cbm zur Sicherung der notwendigen Wassermengen erstellt. Die gesamten Behälter und Anlagen werden heute über ein Leitsystem fernüberwacht.

NOW-Rohwasserkonzeption

Durch die strengen Vorgaben der Trinkwasserverordnung ergaben sich im Wasserwerk Creglingen immer wieder Probleme mit der Qualität des Eigenwassers, so dass vermehrt Bodenseewasser bezogen werden musste. Eine Aufrüstung und Modernisierung der Aufbereitungsanlage war notwendig. Daneben stand auch die zentrale Wasserenthärtung im Raum. Viele Gemeinden mit noch eigenen Brunnen und Quellen hatten ebenfalls Probleme mit der Einhaltung der neuen Trinkwasserverordnung. Aufgrund dieser Ausgangslage hat die NOW ein Rohwasserkonzept entwickelt, nachdem die verschiedenen Eigenwässer einer Region zentral aufbereitet, enthärtet und wieder im Gebiet verteilt werden sollen.

An dieser Rohwasserkonzeption der NOW hat sich 2006 auch die Hohenloher Gruppe beteiligt und ihre Eigenwässer samt Pumpwerk Creglingen im Betrieb an die NOW übergeben. Seit 2008 werden die Wässer in einem neuen Wasserwerk Bronn bei Weikersheim gemeinsam mit anderen Eigenwässern aufbereitet und u.a. im Gebiet der Hohenloher Gruppe wieder verteilt. Die Vorteile ergeben sich in einer besseren Vernetzung des Gebiets, die Versorgungssicherheit steigt und die Nutzer erhalten enthärtetes Wasser unter 14°dH (bisher etwa 21° dH). Die örtlichen Ressourcen können wirtschaftlicher genutzt werden, kleinere Quellen hätten sonst eventuell aufgegeben werden müssen. Die Maßnahme gilt beim Land als Pilotprojekt und wurde entsprechend finanziell gefördert.

Heute

Der Verband liefert an seine 11 Mitglieder mit rund 210 Wohnplätzen etwa 2,7 Mio. cbm Trinkwasser im Jahr an 30.500 Einwohner. Die Tagesabgabe pro Einwohner liegt bei 245 Liter (doppelt so hoch wie der Bundesdurchschnitt mit 123 l)

Seit Gründung des Verbands bis heute wurden 100 Mio. cbm Trinkwasser umgesetzt, hiervon 55 Mio. cbm an Eigenwasser.

Rund 600 km Hauptrohrleitungsnetz, 16 Wassertürme und 31 Hochbehälter hat der Verband zu überwachen und zu betreuen. Das Versorgungsgebiet ist etwa 700 qkm groß. 5 Wasserwärter teilen sich das große Gebiet auf. Jährlich sind derzeit etwa 120 -170 Rohrbrüche zu beheben, neue Hausanschlüsse werden etwa 50 Stück hergestellt.

Jubiläum

75 Jahre Hohenloher Wasserversorgungsgruppe: 25.02.1938 – 25.02.2013

Im November 2013 findet noch eine festliche Verbandsversammlung statt.

Noch ein Blick auf die Wasserpreisgestaltung

Seit dem Aufbau der Wasserversorgung in den 50er-Jahren sind viele Wasserleitungen und Behälter nun sanierungsbedürftig. In den letzten 15 Jahren wurden sehr viele Ortsrohrnetze im Rahmen von Abwassermaßnahmen der Gemeinden saniert. Seit 2004 sind Landeszuschüsse gänzlich weggefallen, so dass der Verband die Sanierungskosten voll über den Wasserpreis zu finanzieren hat. Daneben ist das Leitungsnetz im ländlichen Raum sehr weit gestreckt und dadurch auch kostenintensiver als in dichteren Siedlungsgebieten. In den letzten Jahren ist bei den Einwohnerzahlen ein stetiger Rückgang zu verzeichnen, auch der Wasserverbrauch stagniert bzw. zeigt eine gewisse Rückläufigkeit. Was die Veränderungen in der Landwirtschaft bringen, ist ebenfalls ein Unsicherheitsfaktor. Die steigenden Energiekosten, vor allem auch der Vorlieferanten (Pumpkosten) wirken sich ebenfalls auf den Wasserpreis aus.

In der Wasserversorgung ergeben sich hohe Fixkosten, die bei den veränderten Bedingungen trotzdem zu tragen sind. Die jährlichen Preisanpassungen konnten jedoch bislang moderat ausgewiesen werden.

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